Vom Eintritt der
Eltern ins Pflegeheim im Oktober 2008 bis Juni 2012 war ich überzeugt, den
allerbesten denkbaren Pflegeplatz gefunden zu haben. Inzwischen weiss ich, wie
rasch sich auch hier alles in sein Gegenteil verwandeln kann...!
Aus den Medien und
von Bekannten hörte ich immer wieder von Übergriffen, denen Bewohner
in Alters- und Pflegeheimen seitens der FaGe ausgeliefert seien. Nach dem die
bewährte, kompetente Heimleiterin in einer Nacht- und Nebelaktion (die bis heute
nicht aufgearbeitet wurde) entlassen und durch einen höchst umstrittenen
Ökonomen als Geschäftsführer mit äusserst weitreichenden Kompetenzen ersetzt
worden war, sollten auch wir zu spüren bekommen, was «Sparen» und «Spardruck»
im Pflegebereich bedeutet.
Mutter konnte
damals noch selber essen. Allerdings benötigte sie dazu wesentlich mehr Zeit,
als dies ein gesunder Mensch braucht. Und beim Essen benötigte sie auch
insofern Unterstützung, als das Aufladen der Speisen auf Löffel oder Gabel für
sie (erblindet und an Parkinson erkrankt) nicht ganz einfach war. Eines Tages
berichtete sie davon, dass ihr heute der neue Pfleger das Essen wiederholt
ungefragt in den Mund stopfte, obwohl sie noch nicht fertig gekaut und
hinuntergeschluckt habe. Sie sei beinahe erstickt, weil sie nicht so viel aufs
Mal schlucken könne. Mutter flehte mich an, nichts zu sagen, sie wolle sich
selber wehren.
Dieser Bericht
wiederholte sich, so dass ich die mir als sehr kompetente Stationsleiterin
bekannte Frau S. informierte. Diese bestätigte die Berichte meiner Mutter und
fügte an, dass der neue FaGe vom GF ausgewählt wurde und noch in der Probezeit
sei und dass sie den GF über diesen und weitere Übergriffe dieses Mannes
informiert und seine Entlassung verlangt habe. Der GF habe jedoch bisher nicht
reagiert.
Es brauchte von
mir und anderen Angehörigen (die noch von weiteren Übergriffen zu
berichten wussten) Interventionen an die kantonale Gesundheitsdirektion, bis
der fragliche Pfleger endlich entlassen wurde.
Wie an allen Orten,
wo mit dem eisernen Ökonomie-Besen reorganisiert wird, verliessen auch hier
fast alle qualifizierten Mitarbeitenden das Haus. Wer sich wehrte oder den
einschneidenden Massnahmen andere Ideen entgegensetzte, wurde rigoros
entlassen. Drohung gehörte zum Führungsstil; für Angehörige war niemand
ansprechbar; Telefone, Briefe und Mails wurden ignoriert.
Erst im Sommer
2013, nach dem Angehörige die Presse eingeschaltet hatten, kam Bewegung in das
verantwortliche politische Gremium und der GF wurde entlassen.
Seither versucht
eine neue Führungscrew unter der Leitung eines fachlich rundum gut ausgebildeten und praxiserfahrenen Geschäftsführers, die nach wie vor stark einschränkenden politischen Vorgaben
einigermassen menschenwürdig umzusetzen. Die Quadratur des Kreises.
Wiederholt beobachtete
ich auch später, wie Mutter das Essen einfach hingestellt und, weil sie sich offensichtlich
mehr und mehr nicht mehr selber helfen konnte, später fast unberührt wieder
abgetragen wurde. Unnötig zu erwähnen, dass Mutter an Unterernährung litt und
massiv an Gewicht verlor. — Erschwert wurde alles dadurch, dass Mutter auf
Befragen immer wieder erklärte, keinen Hunger oder genug gegessen zu haben. Leider
verweigerte sie auch lange die Eingabe von Essen durch FaGe, was aufgrund ihrer
Erfahrung mit dem Pfleger nicht erstaunt.
Bei allen meinen
Besuchen verlangte sie jedoch auffallend oft nach Süssigkeiten, hatte oft
Hunger und Durst oder erklärte, sie habe schon lange nichts mehr zu Essen
bekommen.
Aufgrund der
zeitweise zu beobachtenden, geistigen Verwirrung glaubte ich ihr leider
anfänglich nicht alles. Erst mit der Zeit bemerkte ich, dass das, was Mutter
mir bezüglich Pflege, Verpflegung und Betreuung erzählte, tatsächlich zutraf.
Das beunruhigte und schockierte mich.
Der Sturz vom
19.2. brachte insofern eine Wende, als nun Mutters Hilflosigkeit für alle
offensichtlich geworden war. Trotzdem brauchte es mein Eingreifen, damit Mutter
endlich pürierte Nahrung erhielt, die sie trotz ihrer zunehmenden Schluckbeschwerden
schlucken konnte. Natürlich war Mutter nicht begeistert. Trotzdem ass sie
fortan bedeutend grössere Portionen.
Mutter beklagte
immer wieder, dass die FaGe sie grob anfassten und dass ihr bei den
Pflegehandlungen oft übel werde, weil alles so rasch und unvorhergesehen
passiere.
Am späten
Nachmittag des 6.3.2014 wurde ich Zeuge mehrerer übergriffiger Vorfälle, die
mir mit einem Mal alles erklärten, was Mutter bisher erzählt hatte:
Frau B. ist seit
ein paar Wochen neu angestellt. Sie wurde von einer FaGe «eingearbeitet», die
ebenfalls noch nicht lange hier arbeitet. Mein Freund G. und ich wurden schon
einmal durch das unhöfliche, anmassende Verhalten dieser Personen irritiert.
An diesem
Nachmittag liegt Mutter wie seit ihrem Sturz üblich im Bett, leicht auf die
rechte Körperseite gebettet und doch auf dem Rücken liegend mit dem Gesicht
leicht zur Wand geneigt. Aufgrund ihrer Lähmung und Versteifung ist ihr eine
Veränderung der Lage aus eigener Kraft nicht möglich. Damit wir miteinander
reden können, schiebe ich meinen Stuhl zwischen Bett und Wand. Mutter weint und
insistiert, ich müsse sie wegholen, sie halte das nicht mehr aus; andernfalls
bringe sie sich um. Sie tut mir unendlich leid. Und trotzdem habe ich keine
Idee, wie ich ihr da helfen könnte. Auf meine Frage: «Hast Du Dir überlegt, wie
Du Dir denn das Leben nehmen wirst?» kommt ihre resignierte Antwort: «Da wird
mir dann schon etwas einfallen.» I. schildert mir detailiert, wie grob mit ihr
umgegangen wird, obwohl doch ihr Körper dermassen fragil und vom Sturz her noch
stark geschunden sei. In der Tat sind die vielen Hämatome am ganzen Körper unübersehbar.
Die Türe fliegt
auf und mit Getöse erscheint die FaGe Frau B., eine grosse, füllige Person, die
einem auch etwas unheimlich vorkommt, wenn man nicht hilflos im Bett liegt. Ihre
Stimme ist lauter, als es die Situation erfordert. Über Mutters Bett hinweg
erzählt sie über ihre Erfahrung in der Begleitung Sterbender, dass sie vorher
in einem von katholischen Ordensschwestern geführten Hospitz gearbeitet habe
und von diesen sehr geschätzt worden sei. Zur Krönung schildert sie einen
Pflegefall, in welchem der Sterbende angeblich auf Anordnung der Angehörigen
verhungert sei. Notabene: am Bett meiner Mutter, die nach einem Kollaps
zwischen Weiterleben und Sterben schwebt!! «Frau B., so etwas gehört nicht in
dieses Zimmer und schon gar nicht an dieses Bett!» wende ich ein, was von der
FaGe mit einer beschwichtigenden Geste beantwortet wird. — Mutters Kommentar:
«Jetzt siehst Du einmal, wie das zu und hergeht hier!»
Etwas später kommt
dieselbe FaGe wieder und bringt Morphium-Tropfen. Bei der Eingabe traue ich
meinen Augen nicht!: Die FaGe beugt sich über das Bett in dem Mutter immer noch
in unverändertet Lage liegt, den Kopf tiefliegend, stützt ihren massigen
Unterarm auf das lädierte Brustbein von I., drückt mit einem Finger Mutters
Unterlippe nach unten und leert so die Flüssigkeit direkt zum «Halszäpfli» von
I., die sofort mit Husten reagiert. Ich bin schockiert, schweige aber, weil ich
zuerst mit Mutter klären will, was sie dazu sagt. «Ich habe immer Angst zu
ersticken. Doch, was soll ich tun? Oft geht es einfach nicht mit Schlucken,
wegen dieser blöden Blockade. Darum sind sie auf diese Lösung gekommen, mir die
Flüssigkeiten so einzuflössen.»
Tatsächlich kommt
die FaGe wenig später mit einer Tablette und das gleiche geschieht wieder,
dieses Mal mit Kaffee, den sie eigens in das Medikamentengläschen umleert. Auch die Tablette wird ganz hinten in den
Rachen gelegt...
Schockiert bitte
ich sie, dieses Vorgehen sofort einzustellen. Unbeirrt macht die FaGe weiter
und erklärt: «Das machen wir halt so, damit Ihre Mutter schlucken kann.» Und
vermutlich mehr zu sich selber: «Nein, so geht das nicht, so geht das wirklich
nicht!» damit meint sie meine Intervention und schüttet auf dieselbe Art und
Weise noch mehr Kaffee nach. Ich so: «Ja, sie haben recht: So geht das nicht!
Und ich rufe jetzt gleich Frau W., die Heimleiterin an!» Was ich auch sogleich
mit dem Handy tue. Frau W. ist nicht erreichbar, weshalb ich sie um ihren Rückruf
bitte, der alsbald erfolgt. Aufgebracht schildere ich der verduzten
Vorgesetzten den Vorfall. Sie gibt meinem Empfinden recht und verspricht, die
Sache zu klären.
Wenig später
erscheint die FaGe zusammen mit der «Tages-Verantwortlichen» (ebenfalls nur FaGe,
eine einfühlsame, schüchterne, sympathische Frau), um bei meiner Mutter die
angeordnete Umlagerung vorzunehmen. Trotz hydraulischer Matratze soll diese
Massnahme mithelfen, Wundliegen zu vermeiden. Während die Tagesverantwortliche
sich hinter das Bett stellt, fasst Frau B. von vorne über I. hinweg deren unten
liegende Hüftseite — und schwubs, mit einem kräftigem Schwung, wird meine
Mutter auf die andere Seite gedreht. Mir wird schwindlig vom Zusehen. Kein
Wunder, klagt meine Mutter über schwindlige Übelkeit! Die Tagesverantwortliche
steht staunend daneben.
Etwas später am
Abend staune ich wiederum, dieses Mal vorerst positiv überrascht: Obwohl es
schon 19:30 Uhr geworden ist, steht plötzlich Frau W. im Zimmer. Allerdings
hinterlässt ihr Besuch ein etwas schales Gefühl, weil sie es unterlässt, meiner
Mutter klar und deutlich den Grund ihres Besuches zu nennen und sich für das
unadäquate Verhalten ihrer Angestellten zu entschuldigen. Stattdessen säuselt
sie I. den Kopf voll und küsst sie zum Abschied auf die Wange. Etwas, was ich
schon mehrmals beobachtet habe und was mir auch die Mutter mit etwas Aberwillen
erzählte. Genau wie Mutter empfinde ich dies ebenfalls als übergriffige
Anbiederung.
Frau W. verspricht
mir, diese ganze Angelegenheit und daraus resultierende Massnahmen mit der
Stationsleitung zu besprechen. I. offeriert sie ein «Temesta» gegen die Angst.
Sie will die künftige Abgabe mit dem Arzt besprechen.
Ich bleibe bis 22
Uhr. In diesen Stunden ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen, was mir
Mutter immer wieder erzählte, entspricht der Wahrheit und ist mit ein Grund für
ihre Ängste.
Anderntags
beschreibe ich Frau W. in einem langen Brief meine Beobachtungen und
Befindlichkeiten. Nicht unerwähnt lasse ich, dass die Bewohner nicht «Temesta»
zur Linderung ihrer Ängste benötigen, sondern menschlich einfühlsame und
sorgfältig kompetente Pflege und Zuwendung.
Ihre Antwort ist
banal: Wir wissen, dass da und dort noch Handlungsbedarf besteht und bemühen
uns um Fortschritte. Das dauert seine Zeit, ist nicht von heute auf morgen zu
bewerkstelligen. Wir bitten um Geduld. Kopie an ihren Vorgesetzten, den GF. —
Alles schon (zu) oft gehört.
Später orientiert mich die Stationsleiterin, dass der Arzt der Abgabe von «Temesta» zugestimmt und ein entsprechendes Rezept ausgestellt habe. Bei dieser Gelegenheit erfahre ich ferner, dass bereits vor einiger Zeit die Morphium-Abgabe reduziert worden sei. Dies auf Wunsch der FaGe, weil I. so oft phantasiert habe, was für die Pflege schwierig geworden sei. Man behelfe sich bei Bedarf mit anderen Schmerzmitteln. Aha. Darum also ist die Schmerzsituation so unbefriedigend gelöst. Ich werde dieses Thema mit dem Arzt besprechen müssen, der glücklicherweise die gleiche Haltung hat wie ich: I. muss keine Schmerzen leiden!
Was mich am
meisten beschäftigt ist der Umstand, dass man als Angehörige, die sich wehrt,
sofort und allzu gerne in die Ecke «hysterische Ziege» schubladisiert wird. Es
wird unterstellt, dass wir aus persönlicher Betroffenheit nicht mehr objektiv
beobachten und wahrnehmen könnten. Und damit wird unseren Aussagen — und
denjenigen unserer Mütter und Väter — die Glaubwürdigkeit entzogen. Wer, wenn
nicht wir Angehörigen, soll denn sonst auf Missstände aufmerksam machen? Wer,
wenn nicht wir Angehörigen, soll sich denn für die Betroffenen wehren, die
hilflos ausgeliert in ihren Betten liegen?
Ohnmächtige Wut
steigt hoch; und das wiederum betrachte auch ich als ein der Sache nicht besonders hilfreicher Umstand. Darum
habe ich mir angewöhnt, erst darüber zu schlafen, bevor ich Briefe, Mails oder
Blogposts schreibe.
Eine der FaGe hat
einen Kurs «palliative Alterspflege» besucht und erzählt mir irritiert, dass
die Heimleiterin ihr gesagt habe, diese Kompetenz sei hier halt nicht
gefragt... Und dies ausgerechnet in einem Kanton, dessen Gesundheitsdirektorin
sich öffentlich für Palliative Pflege einsetzt und diese in ihren Institutionen
angeordnet haben will... Ungläubiges Staunen.
Am 24.3.2014 muss
ich mich wiederum an Frau W. wenden. Im Zusammenhang mit der Unfallabrechnung
stelle ich fest, dass auch die Stationsleiterin offenbar nur wenig
Dossierkenntnis hat. Nur so ist es zu erklären, dass sie sowohl dem Notarzt wie
auch dem Spital eine falsche Krankenkasse meldete und höchst erstaunt
reagierte, als ich dies bei ihr korrigierte.
Weit gravierender
erscheint mir jedoch eine weitere Beobachtung im Umgang mit meiner Mutter.
I. leidet an Obstipation und bekommt deshalb täglich Abführmittel. Darmlähmung
(vorübergehend oder chronisch) gehört zu den Symptomen bei fortgeschrittenem
Morbus Parkinson. Bei meinem Besuch am Abend wünscht I. auf den Nachtstuhl
gesetzt zu werden. Die FaGe beauftragen mich mit einer erstaunlichen
Selbstverständlichkeit, noch länger hier zu bleiben und I. auf dem Nachtstuhl
zu hüten. Nach etwa 30 Minuten läute ich, obwohl I. sagt, dass es noch nicht
geklappt habe. Eine der FaGe kniet nun von hinten unter den Nachtstuhl und
versucht, I.s Darm manuell zu entleeren, während dem letztere auf dem Nachtstuhl
sitzt. Mir bleibt schier die Spucke weg! Natürlich kenne ich die manuelle
Darmentleerung. Allerdings weiss ich, dass man dies in Seitenlage der Patientin
vornimmt, wenn diese soweit wie möglich entspannt liegen kann. Nie wäre ich
vorher auf die Idee gekommen, dass man diese an sich schon menschen-unwürdige
Pflegehandlung in einer solchen Position vornehmen könnte — und schon gar nicht
in Anwesenheit von Besuch.
Ein Besuch im Mai 2014.
Es ist 16 Uhr. Bei meinem Eintreffen hantieren die FaGe Frau B. (derentwegen
ich schon einmal intervenieren musste) und eine zweite an Mutters Bett.
Katheder und Nachthemd liegen bereit. Eine heisse Trink-Schokolade zum Zvieri steht unangetastet daneben. Die Pflegefrauen räumen das Feld, damit
Mutter sich meinem Besuch ungestört widmen könne.
«Wie spät ist es
jetzt?» erkundigt sich Mutter. «Genau 16 Uhr, warum?» — «Die wollten mir eben
schon das Nachthemd anziehen. Weil ich nicht einverstanden war, sagten sie mir,
es sei jetzt schon bald 18 Uhr und damit Zeit für das Nachthemd. Dabei habe ich
doch genau gewusst, dass es noch nicht 18 Uhr sein kann!»
Sicher, nichts
Gravierendes. Und doch: Ist es menschenwürdig und ethisch, einem
pflegebedürftigen Menschen unwahre Angaben zu machen, nur um der eigenen
Bequemlichkeit willen? Wo ist da die Grenze?
Möchten Pflegende
auch auf diese Weise gepflegt werden, wie sie es oft ihren Patienten zumuten?
Immer wieder
bedanke ich mich bei den FaGe wie auch bei der Leitung für alles Gute, was sie
für die Bewohnenden tun und für alle Verbesserungen, die sie täglich anstreben.
Ich bin mir im Klaren: Die meisten Übergriffe und unethischen Handlungen
passieren nicht aus böser Absicht, sondern im Gegenteil, aus dem guten Willen,
das Beste zu machen. Zeitdruck und ungenügende Ausbildung spielen ebenfalls
eine nicht unbedeutende Rolle.
Ich achte alle
Menschen in Pflegeberufen hoch, besonders in Alterszentren, wo sie sich auch
selber oft allerhand bieten lassen müssen — gerade auch von I. an ihren
schlechten Tagen oder in ihren verwirrten Zuständen.
Trotzdem erachte
ich es als meine Menschenpflicht, bei (gravierenden) Unkorrektheiten zu
intervenieren.
In diesen
Tagen ist eine weitere Klärung hängig, weil ich aufgrund eines Vorkommnisses
mittels E-Mail um schriftliche Stellungnahme bezüglich Pflege-Plan und
Medikamenten-Liste für I. gebeten habe und der GF «die klare Meinung vertritt»,
dass es hier keine weitere Schriftlichkeit brauche, sondern dass man mir die
gewünschten Auskünfte telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch geben
könne.
Folgendes Zitat aus der Mail-Antwort des Geschäftsführers an mich mag einen kleinen Einblick geben in die
Schwierigkeiten, mit denen heutzutage die Führung einer Pflegeinstitution
konfrontiert ist:
«Als
Geschäftsführer und auch als Fachperson macht es mich auch immer wieder
betroffen, wenn Situationen nicht optimal verlaufen. Wir haben wegen der von
Ihnen angesprochenen Thematik der FaGe und „Hilfskräfte“ innerhalb der Alterszentren viel Zeit und Geld investiert, um das Pflegepersonal
in der Anwendung und Umsetzung des Pflegeprozesses zu schulen. Ein Grund dafür
ist, dass die „neuen“ Berufsbilder wie FaGe und FaBe ursprünglich als
Assistenzberufe der Diplomierten positioniert wurden und unsere
„Gesundheitspolitiker“ davon ausgingen, dass alle Institutionen über genügend
Diplomierte, sprich HF Abgänger/-innen verfügen würden. Leider zeigt die
Realität, dass die HF wenn sie studiert haben, in aller Regel nicht am Bett
arbeiten wollen und schon gar nicht in einer Langzeitpflegeinstitution. Infolge
dessen sind die Langzeitpflegeinstitutionen in der Schweiz plötzlich damit
konfrontiert, dass FaGe-Personal Funktionen übernehmen müssen, welche in der Ausbildung
nicht vorgesehen waren. Das entschuldigt nicht, dass „unprofessionell“
gearbeitet wird. Ich möchte Ihnen mit diesem Exkurs etwas aufzeigen, dass die
Gesundheitspolitik und die Berufsbildungsreformen in der Praxis mehr Probleme
generieren, als sie zu lösen versprochen haben. Ich bin froh, dass wir
inzwischen wieder qualifiziertes Personal rekrutieren konnten, welches uns in
unseren Bestrebungen unterstützen kann und wir dem „Ideal“ wieder näher kommen
können.»
Gerade diesen letzten Satz habe ich leider in den letzten
zwei Jahren zu oft gehört, als dass ich ihn noch glauben könnte. Abwarten und
die Augen offen halten.